JOHANNES LANDSCHAUER
Ein Auge für Motive
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REISEBERICHT ISLAND

Vulkane, Wasserfälle, Gletscherlagunen & Geothermalgebiete - magisches Island!
Dieses abwechslungsreiche Land hat auch uns verzaubert und für Fotografen ist es schlichtweg ein Paradies! Für manche Gebiete wie Stokksnes, der Gletscherlagune und dem Diamond Beach ist gute Vorbereitung wichtig - man sollte wissen, wann die Flut am Höhepunkt ist - eine gute Gezeiten-App ist nicht zu unterschätzen, doch alles der Reihe nach. Der Flug von Ilulissat nach Reykjavik startet um 11:15 Uhr - auch hier empfiehlt es sich auf der rechten Seite zu sitzen. Man fliegt zuerst in niedriger Höhe entlang des Icefjords und während des Flugs können wir einen Blick auf das grön- ländische Eisschild, sowie die grönländische Ostküste werfen. Nach einer Flugdauer von 3:30 Stunden landen wir um 15:45 Uhr in Reykjavik.

Snaefellsness

Island empängt uns mit regnerischem Wetter und unsere Laune sinkt beträchtlich. Bei dem Autovermieter Geysir übernehmen wir unseren Mietwagen für die nächsten 9 Tage und machen uns auf den Weg nach Snaefellsness ins Hotel Rjukandi. Nachdem das Wetter nicht vielversprechend ist, lassen wir es ruhig angehen und nach einem guten Abendessen im Hotel gehen wir schlafen. Für den nächsten Tag ist eine Fahrt rund um die Halbinsel Snaefellsness geplant. Leider beginnt auch der nächste Tag neblig und regnerisch, wir müssen uns erst an die Wetterverhältnisse in Island gewöhnen. Der Kirkjufell ist wolkenverhangen, es ist feucht und kühl und so führt uns unser Weg rasch weiter nach Helissandur. Die Street-Art Bilder an den Mauern der alten Gebäude sind bemerkenswert und wir fühlen das mystische, geheimnisvolle Wesen Islands in diesen Bildern. Eine Wand erzählt kleine Geschichten zur Bedeutung der einzelnen Bilder. In Hellissandur liegt auch das Kaffihus Gilbakki, ein wirklich entzückendes, kleines Café, wo wir uns mit heißer Schokolade und Apfeltorte stärken und aufwärmen. Weiter geht es auf der Straße rund um den Snaefellsjökull - wir sind begeistert von den vielen Vögeln, die wir von der Straße aus sehen. Auch ein Seeadler fliegt über uns hinweg. An unserem ersten Tag in Island sehen wir bereits 22 unterschiedlichen Spezies, darunter Regenbrachvogel, Rotschenkel, isländische Uferschnepfe, Goldregenpfeifer und Küstenseeschwalbe (von links nach rechts). Am Weg Richtung Djupalonssandur wird die Landschaft absolut ungewöhnlich, überall ragen skurril geformte, schwarze Lavasäulen aus dem Boden, die teilweise mit Moos bewachsen sind. Der dunkle Strand von Djupalonssandur ist durch einen Lavaausbruch entstanden, bei dem die Lava bis ans Meer floss. Die Felsen, geformt von Wind und Wasser lassen einem verstehen, warum die Isländer an Elfen und Trolle glauben. In Londrangar kommt langsam die Sonne raus und als wir Anarstapi erreichen ist der Himmel bereits strahlend blau. Ein kleiner Rundweg führt uns zur Stone Bridge, zum Anarstapi Cliff Viewpoint und zu der Sehenswürdigkeit Gatklettur, einer bogenförmigen Gesteinsformation, die aus dem Meer hervorragt. Uns faszinieren eher die Vögel, die eine geringere Fluchtdistanz haben als zu Hause. Und so kann Hannes einige tolle Bilder von der Fauna Islands machen. Da wir noch Zeit haben und nicht nochmals im Hotel zu Abend essen wollen, fahren wir wieder in den Norden von Snaefellsness. Eigentlich hoffen wir, dass sich die Sonne auch im Norden durchgesetzt hat und wir den Kirkjufell in voller Pracht bewundern können, aber nein - die Sonne scheint heute nur im Süden. So fahren wir bis nach Grundarfjördur und finden ein wirklich nettes Lokal, das Harbour Cafe - sieht von außen nicht so toll aus, aber das Essen und das Service sind sehr gut. Es gäbe hier auch die isländische Spezialität Gammelhai, einen fermentierten Grönlandhai, der zuerst wochenlang vergraben oder in Kisten vor sich hinfaulen darf, und dann serviert wird - nein danke, nicht für uns! Thingvellir Nationalpark Unterwegs nach Laugarvatn legen wir im Nationalpark Thingvellir einen Zwischenstopp ein. Der Nationalpark ist UNESCO-Weltkulturerbe, weil hier bereits seit 930 n.Chr. jährliche Treffen stattfanden, die man heutzutage als Parlament bezeichnen würde. Der Öxararfoss wurde wahrscheinlich künstlich angelegt, um den Fluss Öxara zur Thingstätte (Thing bedeutet Volksversammlung) in Thingvellir zu leiten, sodass die Siedler bei ihrem alljährlichen Treffen mit Wasser versorgt werden konnten. Der Nationalpark ist auch bekannt für die Silfra-Spalte - sie sieht eigentlich unspektakulär aus, aber wenn man weiß, dass es sich hier um eine kilometerlange Verwerfung handelt, bei der sich die nordamerikanische Platte von der eurasischen Platte trennt, sieht man die Spalte mit anderen Augen. (mehr Bilder findet ihr hier) Wir sehen hier unsere ersten Bekassinen, entdecken Kragenenten, eine Rotdrossel, Reiherenten, Sterntaucher und einen Seeadler und sind begeistert - der Thingvellir Nationalpark ist auch für seine Vogelpopulation bekannt. Geysir & Gulfoss Noch am Abend besuchen wir den Geysir und den Gulfoss, aber das Wetter ist nicht berauschend und es sind extrem viele Touristen an beiden Orten. Daher beschließen wir zeitig am nächsten Morgen die beiden Sehenswürdigkeiten nochmals anzufahren. Bereits um 5:00 Uhr in der Früh sind wir am Gulfoss, aber leider regnet es schon wieder, daher fahren wir nach einem kurzen Besuch weiter zum Geysir, der zu dieser Stunde noch menschenleer ist - herrlich!!! Der große Geysir bricht nur noch höchstselten aus, ab dem Jahr 2000 gab es etwa 8 Eruptionen am Tag, 2003 waren es nur noch drei und heute ist die Aktivität sehr niedrig, dies kann sich allerdings durch Vulkanausbrüche sehr schnell wieder ändern. Aber der Geysir Strokkur ist der aktivste Geysir in Island und bricht alle 4 - 10 Minuten aus. Es brodelt und kocht, das Wasser bewegt sich in Wellen und man denkt, das Ding lebt - tut es ja auch, in gewisser Weise. Pausenlos denkt man, jetzt bricht er aus - aber nein, er brodelt weiter. Und irgendwann ist es dann soweit - die Eruption kann 15 bis 20 Meter hoch sein. Nach dem Ausbruch fällt er in sich zusammen und man sieht das Loch, das ins Erdinnere führt. Der Weg zurück ins Hotel führt noch vorbei am Bruarfoss, der uns mit seiner hellblauen Farbe begeistert und so sind wir bereits voll toller Eindrücke, als wir uns zum Frühstückstisch setzen. Das Frühstück in der Galleri Laugarvatn ist in Ordnung, aber da die Inhaber einmal verhindert waren, mussten wir im Hotel Laugarvatn frühstücken - eine Frechheit sondergleichen. Das Frühstück wird anscheinend abends hergerichtet und morgens nur noch serviert und somit ist alles kühlschrankkalt! Eigentlich wollen wir an diesem Tag ins Landesinnere, aber da der Wetterbericht nur im Süden schönes Wetter ansagt, entschließen wir uns zu einer Planänderung. So besuchen wir zuerst das Floi Bird Reserve südlich von Selfoss, um anschließend in der Nähe von Hveragerdi im heißen Fluss Reykjadalur zu baden. Nachdem wir die steile Wanderung zur Badestelle fast bezwungen haben, schlägt das Wetter um und wir entscheiden uns zur Umkehr. Stattdessen besuchen wir am Nachmittag die Laugarvatn Fontana. Laugarvatn gehört zu einer der heißen Zonen Islands und im See sowie an seinem Ufer sprudelt heißes Wasser empor. Die Fontana ist ein öffentliches Bad, am ehesten vergleichbar mit unseren Thermen, wobei es keinen Ruhebereich, sondern nur Bäder gibt. So sitzen wir 1 Std. im wirklich heißen Wasser und entspannen, neben uns die Isländer mit einem Bier in der Hand. Der Eintritt für 2 Personen für 2 Stunden kostet umgerechnt ca. € 65,00, aber das heiße Wasser ist anstrengend und so haben wir bereits nach 1 Stunde genug und verlassen das Bad. Ab diesem Tag versuchen wir so oft wie möglich in einem Hotpot zu baden! Ab in den Süden - Seljalandsfoss, Skogafoss, Dhyrolaey, Reynisfjara Heute geht es Richtung Süden, vorbei an Seljalandsfoss und Skogafoss, nach Dyhrolaey und zum Reynisfjara Beach. Der nächste Hotpot ist im Hotel Katla, in der Nähe von Vik i Myrdal, wo wir die nächste Nacht verbringen. Aber der Tag ist noch jung und ein Erlebnis folgt auf das andere. Vom Seljalandsfoss haben wir schon so viel gehört und gesehen, dass wir schon extrem neugierig sind, aber dieser Touristenmagnet ist wirklich überlaufen und so gehen wir erst gar nicht hinter den Wasserfall, sondern spazieren direkt zum Gljufrabui. Zu dem versteckte Wasserfall spaziert man ca. 10 Min. und Karin ist schwer begeistert. Da wir am Rückweg hier nochmals einen Stopp einlegen, lassen wir die Menschenmassen hinter uns und fahren weiter zum Skogafoss. Der Skogafoss hat eine Breite von 25 Metern und ein Fallhöhe von 60 Metern und gehört mit zu einem der schönsten Wasserfälle Islands. Seitlich des Wasserfalls führen etliche Stufen hinauf zu einer Beobachtungsplattform und dort startet auch der Fimmvörduhals-Trail. Wenn man diesen Trail entlanggeht, sieht man innerhalb von 1 Stunde 7 Wasserfälle, der Trail selbst ist 22 km lang und führt bis zum Thorsmörk-Tal. Nach 5-6 Wasserfällen drehen wir um, sonst wird uns der Tag zu kurz, wir haben heute ja noch mehr vor. Zur Orientierung machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Vogelfelsen in Dyrholaey, wo wir das Glück haben einen Papageitaucher vor die Linse zu bekommen. Eigentlich wollen wir nach dem Abendessen hier mehr Zeit ver- bringen, aber wir erfahren an der Rezeption des Hotels, dass der Vogelfelsen in der Brutzeit zwischen 19:00 und 9:00 Uhr gesperrt ist. Ein Glück, dass wir vorher bereits da waren. Nach dem Abendessen besichtigen wir noch den Reynisfjara-Beach, aber selbst um 22:00 Uhr sind hier noch etliche Besucher. So beenden wir den Tag mit einem Besuch im Hotpot des Hotels und gehen glücklich und entspannt zu Bett. Der Süden Islands ist so vielfältig und wunderschön - wir sind hin und weg! Fjadarargljufur Canyon & Fjallsarlon Der Fjadrargljufur Canyon zählt zu den schönsten Canyons der Welt. Er ist zwar nicht so mächtig wie andere, aber seine Klippen sind dicht bewachsen und leuchten in unterschiedlichen Grüntönen und dazwischen schlängelt sich ein glasklarer Gletscherfluss. Der Wanderweg befindet sich an der östlichen Seite des Canyons und der Einstieg ist vom Parkplatz aus gut zu sehen. Die Schlucht ist ca. 2 km lang und man kann sie leicht erwandern. Seit der Fjadrargljufur Canyon in der Serie „Games of Thrones“ zu sehen war bzw. Justin Bieber ein Musikvideo in dem Canyon gedreht hat, hat die Anzahl der Touristen so stark zugenommen, dass sich die Umweltagentur von Island genötigt sah, Teile abzusperren, um die Landschaft zu schützen. Leider kann man auch nicht von unten durch den Fluss in den Canyon waten, weil dieser Teil ebenfalls abgesperrt ist - schade, aber verständlich. Die Landschaft im Süden und Osten ist kaum bewohnt, Schmelzwasserflüsse und erkaltete Lavaströme bestimmen die Landschaft. Das größte Lavafeld der Welt, genannt Eldhraun, ist bedeckt mit kleinen Blumen und Moos, und dahinter erstrecken sich weiße Gletscher - ein Fest für die Augen und für die Seele! Unser nächstes Ziel ist Fjallsarlon, die kleine Schwester der Gletscherlagune Jökulsarlon. Fjallsarlon liegt in unmittelbarer Nähe der Ringstraße und ist mit dem Auto gut zu erreichen. Da die Lagune nicht allzu groß ist, hat man einen guten Blick auf die Gletscher, die die Lagune speisen. Außer ein paar Fotografen sind weit und breit keine Touristen zu sehen, auch weil die Lagune nicht von Touristenbussen angefahren wird. Man kommt sehr nahe ran an die Lagune, allerdings ist Vorsicht geboten, die Gletscher kalben auch in Island und können auch hier Tsunamis auslösen. Auf dieser Lagune werden aber bereits Bootsfahrten angeboten, d.h. es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Lagune touristisch vollkommen erschlossen ist. Jökulsarlon & Diamond Beach Circa 15 Autominuten von Fjallsarlon entfernt, liegt die viel bekanntere Gletscherlagune Jökulsarlon, sowie der Diamantstrand. Natürlich kann man die beiden Sehenswürdigkeiten besichtigen und dann seine Islandrundreise fortsetzen, aber für Hannes als Fotografen war es von Anfang an klar, dass er bei diesen beiden Hauptattraktionen mehr Zeit verbringen will bzw. diese unfassbar beeindruckende Landschaft zu verschiedenen Tageszeiten fotografieren möchte. Zuerst dachten wir, dass uns Jökulsarlon nicht mehr begeistern wird, nachdem wir ein paar Tage vorher die Eisberge in Illulissat gesehen haben, aber das Besondere an Jökulsarlon ist, dass die Gletscher so nahe sind. Die Lagune begann sich erst 1935 zu bilden, als sich der Breidamerkur-Gletscher von der Atlantikküste zurückzog. Die Lagune wird seither immer größer und ist zwischenzeitlich der tiefste See Islands. Jökulsarlon ist durch einen kleinen Fluss mit dem Meer verbunden und wo der Fluss sich in den Nordatlantik ergießt, befindet sich auf der linken, als auch auf der rechten Seite der Diamond Beach. Sowohl für das Fotografieren des Jökulsarlon, als auch des Diamond Beach spielen die Gezeiten eine wichtige Rolle. Wenn Flut ist, werden die kleinen Eisberge in der Lagune nach hinten, an den Rand des Gletschers gespült und am vorderen Lagunenrand sind kaum Eisschollen. Wenn aber die Ebbe einsetzt, werden die kleinen Eisberge und Eisschollen in den Atlantik gezogen und durch die Wellen wieder zurück an den schwarzen Lavastrand gespült. Dann liegen die klaren, glitzernden Eisstücke am schwarzen Strand und funkeln wie Diamanten - unbeschreiblich schön! Natürlich schmelzen die Eisstücke im Laufe des Tages und wir haben schon von Fotografen gehört, bei denen kein einziger „Diamant“ am Strand lag - daher ist die richtige Planung mithilfe einer Gezeiten-App so wichtig. Die Bilder links oben wurden um ca. 6:00 Uhr früh fotografiert, die zwei Bilder links unten am Vormittag gegen 10:00 Uhr. Wenn man zu spät dran ist, liegen die Diamonds nicht mehr am schwarzen Strand, sondern im schwarzen Schotter, was dann natürlich nicht mehr so attraktiv ist. Warum sind nun einige „Eiswürfel“ klar und andere milchig-weiß? Die klaren Eisstücke stammen vom älteren Teil des Gletschers, wo der Druck so stark war, dass die Luftblasen aus dem Eis gedrückt wurden. Der Diamond Beach sieht übrigens niemals gleich aus, selbst wenn man ihn mehrfach täglich besucht. Stokksnes & Klifatindur/Vestrahorn Das östlichste Ziel unserer Reise ist Stokksnes, wir erreichen es am frühen Abend, aber das Bergmassiv Klifatindur liegt unter Wolken und der Höhepunkt der Flut ist auch bereits vorbei, sodass sich der Berg nicht mehr im Wasser spiegelt. So haben wir uns das nicht vorgestellt. Wir hoffen auf den nächsten Tag, an dem schönes Wetter vorhergesagt ist und fahren zum Abendessen nach Höfn. Über das Essen in Island ist zu sagen, dass fast jedes Restaurant die gleiche Speisekarte hat: Lamm und Seelachs in fast derselben Zubereitungsart. Umso mehr freuen wir uns auf die Pizzeria in Höfn - und wir werden nicht enttäuscht. Die ishusid-Pizzeria, am Hafen gelegen, ist modern eingerichtet, gemütlich, das Personal außergewöhnlich sympathisch und das Essen sehr gut! Nach einem schönen Abend in Höfn, fahren wir zurück zu unserer Unterkunft, dem Lilja Guesthouse, zwischen Jökulsarlon und Höfn. Der nächste Tag beginnt schon um 4:00 Uhr früh, weil wir um 5:00 am Diamond Beach sein wollen und wie man an den Bildern oben sieht, hat sich das frühe Aufstehen gelohnt. Island am Morgen - nein, nicht nur am Morgen - ist so herrlich: Kaum Leute, das Trällern der Regenbrachvögel, das dumpfe „Ätsch“ der Bekassinnen, das Blau der Lupinen am Wegesrand - so viel Natur - wir sind begeistert! Nach unserer Rückkehr ins Lilja Guesthouse gibt es Frühstück und noch eine Mütze voll Schlaf. Anschließend fahren wir wieder nach Stokksnes, wo wir im Viking Cafe einen kleinen Imbiss zu uns nehmen, den Eintritt für den Besuch der Halbinsel Stokksnes bezahlen und uns dann den ganzen Nachmittag Zeit nehmen, diesen wunderbaren Teil Islands zu erkunden. Das Wetter ist herrlich, wir streifen durch die grasbewachsenen, schwarzen Sanddünen und können uns gar nicht satt sehen. Lt. meiner Gezeiten-App soll der Höhepunkt der Flut um 17:45 sein und nachdem uns am Nachmittag die Müdigkeit überkommt, entschließen wir uns zu einem kleinen Nickerchen im Auto. Gott sei Dank ist Hannes nach 15 Minuten wieder wach und stöbert seinerseits durch diverse Gezeiten-Apps im Internet. Plötzlich meint er, dass der Höhepunkt der Flut bereits um 15:45 Uhr, dh seit ein paar Minuten vorbei sei. Wir blicken Richtung Kliftindur/Vestrahorn und dort stehen einige Fotografen herum. Also nichts wie hin und es geht sich ganz knapp aus, dass sich das Bergmassiv noch im Meer spiegelt. Dort ist es extrem flach und bei Einsetzen der Ebbe, ist das Wasser nach kurzer Zeit schon weg - da hatten wir echt noch mal Glück! Anscheinend muss man bei Gezeiten-Apps auch auf die Zeitverschiebung achten. Ja, man lernt nie aus. Seljalandsfoss & Gljufrabui Der Rückweg führt uns wieder am Seljalandsfoss und Gljufrabui vorbei. Aber dieses Mal besuchen wir die beiden Wasserfälle in der Nacht. Wir sind ca. 1 Stunde vor Sonnenuntergang vor Ort und Karin hat noch Zeit den Gljufrabui zu besuchen. Es geht durch eine enge Felsspalte und durch einen Bach, dann steht man im Inneren eines Berges und ein 40 m hoher Wasserfall stürzt herab. Die Luft ist voll Gischt und man wird total nass - aber es ist magisch. Als dann noch die flache Sonne durch den Spalt fällt und einen Regenbogen in die Höhle zaubert, hat Karin Tränen in den Augen. Für mich das bezaubernste, magischste Ereignis, das ich bisher in Island erlebt habe. Noch vor Sonnenuntergang stehen wir hinter dem Seljalandsfoss - schöner geht es wirklich nicht mehr! Gjalparfoss, Haifoss & Gjain Nachdem das Wetter freundlich ist, geht es heute ins Landesinnere, am Programm stehen Hjalparfoss, Haifoss und die „Feenlandschaft“ Gjain. Am Weg zum Hjalparfoss läuft vor uns ein Polarfuchs über die Straße und will einen Vogel fangen - das nächste magische Ereignis. Island ist voll Magie! Nicht so magisch sind allerdings die kleinen, schwarzen Fliegen, die hier im Landesinneren wirklich lästig werden - aber wir haben ja unsere Schutznetze im Auto und über den Kopf gestülpt ist alles nur noch halb so schlimm. Der Haifoss ist der dritthöchste Wasserfall Islands und wenn die Sonne im richtigen Winkel einfällt, sieht man einen Regenbogen, der sich durch die ganze Schlucht zieht. Dieser Teil Islands sieht aus wie eine Geröllwüste aus Lavabrocken, die außerdem sehr scharfkantig sind. Nach Gjain gibt es nur eine einspurige Fahrbahn und eigentlich sollte man mit einem 4WD unterwegs sein, aber Hannes macht es möglich, dass Karin auch diesen paradiesischen Teil von Island sieht. Wenn man oben in der staubigen, steinigen Geröllwüste an der Kante steht, kann man sich gar nicht vorstellen, dass unterhalb eine grüne Oase liegt, die von mehreren Bächen und kleinen Wasserfällen durchzogen ist - wirklich feenhaft. Uriddafoss & Krysuvik/Seltun Nach zwei Nächten im Hotel Laekur, einem entzückendes Hotel, mit wirklich gutem Restaurant, ist unser letzter Tag in Island angebrochen. Auf dem Weg auf die Halbinsel Reykjanes machen wir einen Abstecher zum Uriddafoss, um anschließend nochmals das Floi Bird Reserve zu besuchen. Nachdem es eine Vulkanwarnung für die Halbinsel Reykjanes gibt, sind wir zuerst unsicher, ob wir Krysuvik überhaupt besichtigen sollen. Die Hotelbesitzer meinen aber, dass in diesem Gebiet keine Gefahr besteht und so sehen wir uns dieses unheimlich interessante Geothermalgebiet genauer an. Krysuvik/Seltun befindet sich auf der Grabenbruchzone des Mittelatlantischen Rückens, die Island diagonal durchquert. Holzstege führen zu den blubbernden Schlammtöpfen, vorbei an Fumarolen (vulkanische Dampfaustrittsstellen) und Solfataren, deren Geruch nach faulen Eiern man schon von weitem riechen kann. Aufgrund der Vulkanwarnung, die wir beide per SMS erhalten, fühlen wir uns aber nicht so wohl. Daher verlassen wir diese farbenprächtige Landschaft in rot, gelb, blau, grau & braun - je nachdem welches Mineral nach oben befördert wurde - und fahren in die Hauptstadt Reykjavik. Reykjavik Island ist das am dünnsten besiedelte Land Europas, mit nur ca. 335.000 Einwohnern und ca. 140.000 davon leben in Reykjavik. Daher ist Reykjavik eine kleine Stadt, modern, mit nordischem Flair. Die alten, bunten Häuser im Stadtzentrum sind bezaubernd und rund um die Regnbogagata sind die Häuser mit cooler, alternativer Straßenkunst bemalt. Das Konzerthaus Harp haben wir leider versäumt, das werden wir aber das nächste Mal nachholen. Ja, das nächste Mal - weil noch haben wir „nur“ Snaefellsness und den Süden erkundet. Der Norden, Osten und das Hochland warten noch darauf entdeckt zu werden und dann nehmen wir uns wieder ganz viel Zeit die Magie Islands zu erleben!