JOHANNES LANDSCHAUER
Ein Auge für Motive
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REISEBERICHT GRÖNLAND

Eisige Naturschönheiten - treibende Eisberge & kalbende Gletscher
Interessanterweise stand Grönland nie auf unserer to-do-Liste. Erst ein lieber Freund brachte uns auf den Gedanken, uns Grönland anzusehen. Um es in den Worten meines Mannes auszudrücken: Wir sind absolut geflasht! Grönland ist zu 80 % mit Eis bedeckt und der Pauschaltourismus hat Grönland noch nicht entdeckt. Nur ca. 100.000 Touristen jährlich besuchen Grönland, wobei die Haupttouristenattraktion Ilulissat und die Region Diskobucht nur von kleinen Turboprop-Maschinen angeflogen wird - somit ist die Anzahl der ankommenden Touristen beschränkt. Allerdings wird ein neuer Flughafen in Ilulissat gebaut, der dann von Europa bzw. Nordamerika auch mit großen Maschinen angeflogen werden kann und dann wird es mit der Ruhe und Beschaulichkeit bald vorbei sein. Wir wussten nicht so recht, was wir uns von Grönland erwarten sollten. Kälte, Millionen Moskitos, Nebel, Schnee, Regen - das versprachen andere Reiseberichte, die wir online - in Vorbereitung auf die Reise - gelesen hatten. Hört sich nicht so spannend an, vor allem, wenn die Preise ziemlich hoch sind. Aber unsere Neugier ist stärker. Wir bleiben nur fünf Nächte in Ilulissat, weil wir anschließend mit einem Direktflug nach Island/Reyjkavik weiterfliegen wollen. Bei 5 Nächten in Ilulissat hoffen wir auf einen schönen Tag oder zumindest ein paar Stunden Sonnenschein, um die imposanten Eisberge fotografisch einfangen zu können. Aber, um es vorweg zu nehmen, es kam anders - wir hatten fast 5 strahlend schöne Tage.

Dänemark - Kopenhagen

An einem Donnerstag fliegen wir nach Kopenhagen, um am nächsten Tag morgens um 10:05 über Kangerlussuaq nach Ilulissat zu fliegen. Das Comfort Hotel am Flughafen Kopenhagen liegt sehr günstig, fußläufig vom Flughafen und der U-Bahnstation und so machen wir uns nach einem schnellen Check-In im Hotel auf den Weg ins Stadtzentrum. Wir haben lediglich einen Abend und so besuchen wir nur das Viertel Nyhavn. Vom Flughafen ist man mit der U-Bahn M2 in 30 Minuten bei der Station Kongens Nytorv und von dort zu Fuß in 6 Minuten in Nyhavn. Die alten Häuser rund um den historischen Hafen sind alle wunderschön renoviert. Das älteste Haus, Nr. 9, stammt aus dem Jahr 1681. Die Menschen sitzen ganz entspannt am Kanal und genießen das Essen oder einfach nur ein Bier. Auch wir setzen uns nach einem kurzen Rundgang zum Abendessen in eines der netten, kleinen Restaurants am Wasser. Dass wir in Kopenhagen kurzärmelig beim Abendessen im Freien sitzen, damit haben wir nicht gerechnet. Aber wir bleiben nicht zu lange, denn am nächsten Tag müssen wir schon früh aus den Federn. Das Comfort Hotel am Flughafen ist übrigens wirklich zu empfehlen - nicht nur die Lage ist perfekt, auch der Self-Check-In und Self-Check-Out funktioniert überraschend gut und das Frühstück ist auch am frühen Morgen tadellos. Grönland - Ilulissat Ein Direktflug nach Grönland ist mit Air Greenland von Kopenhagen/Dänemark oder mit Icelandair von Reykjavik/Island möglich, daher entschieden wir von Wien über Kopenhagen anzureisen und von Reykjavik zurückzufliegen. Der Flug nach Kangerlussuaq (ein ehemaliger Militärflughafen, klein, aber der größte Flughafen und „Drehkreuz“ in Grönland) dauert ca. 4:40 Stunden. Da man Grönland vom Süden anfliegt, sieht man nicht viel vom Eisschild. Man hätte die Möglichkeit 1-2 Nächte in Kangerlussuag zu übernachten, um von dort das Inlandeis zu besuchen, aber daran haben wir derzeit kein Interesse. Nach einem kurzen Aufenthalt am Miniflughafen, geht es mit einer Turboprop nach Ilulissat, Flugzeit ist 45 Minuten. Wir haben einen Sitzplatz auf der rechten Seite reserviert. Wie erhofft, können wir beim Landeanflug auf Ilulissat auf den Kangia Icefjord hinuntersehen und erhaschen einen ersten Blick auf die mächtigen Eisberge. Die Sonne scheint, die Aufregung steigt und wir können es gar nicht erwarten zu landen und die Eisberge von der Nähe zu sehen. Unsere Unterkunft für die nächsten Tage ist das Hotel Icefiord, weil wir nahe an der Stadt und dem Ausgangspunkt der Wanderwegen sein wollen. Dies hat sich als goldrichtig erwiesen. Vom Hotel Arctic, das von den meisten Veranstaltern angeboten wird, hat man zwar einen tollen Blick auf die Diskobucht, aber man benötigt den hoteleigenen Shuttlebus oder ein Taxi, um ins Zentrum zu gelangen und man ist sicher nicht so flexibel wir wir das sein wollen. Das Bild rechts oben entstand übrigens um 21:10 Uhr - ja, die Sonne scheint in den Sommermonaten auch in der Nacht. Es ist Tag und Nacht gleich hell und bei Sonnenschein auch in der Nacht überraschend warm. Gegen 16:30 Uhr beziehen wir unser Zimmer und machen uns umgehend auf den Weg zum gelben Pfad. Wir wissen, dass es vom Hotel zum Icefjord nur 1,5 km sind und wollen die Zeit nutzen. Aber so einfach wie gedacht ist es dann doch nicht, man benötigt aufgrund der Topologie und der vielen Fotostopps mehr Zeit als gedacht. Der gelbe Pfad ist mit gelber Farbe markiert, sodass man sich kaum verlaufen kann. Allerdings sind Wanderschuhe angebracht, weil man sich großteils von einem Felsen zum anderen fortbewegt. Dazwischen sind wollgrasbewachsene Tümpel, Moorflächen oder kleine Teiche, in denen Odinshühnchen und Meerstrandläufer nach Fressbarem suchen. Bereits an unserem ersten Tag in Ilulissat sind wir begeistert vom Kangia- bzw. Ilulissat-Eisfjord (UNESCO-Weltnaturerbe) und den Eisbergen in der Diskobucht. Der Kangia-Eisfjord wird von mehreren Gletschern gespeist - einer davon, der Gletscher Sermeq Kujalleq, kalbt die meisten Eisberge weltweit. Und trotzdem sind dies nur 10 % der Eisberge Grönlands - unfassbar! Der höchste Berg Österreichs ist der Großglockner (3.798 m ab Meereshöhe) - stellt man sich nun einen Würfel mit der ca. gleichen Seitenlänge (3,47 km) vor, so ist dass die Menge an Eis, die jährlich durch den Icefjord schwimmt. Wie ein Fluss gleitet der Gletscher konstant vorwärts, in diesem Fall 40 m täglich. Der Icefjord ist ca. 60 km lang und die Eisberge brauchen bis zu 14 Monate für den Weg in die Diskobucht. Die Tiefe des Fjords bei der Gletscherkante beträgt 1000 m, am Ende des Fjords beträgt die Tiefe, aufgrund einer Moräne am Meeresboden, nur 200 m. Daher stauen sich hier die Eisberge so lange, bis der Druck von hinten zu groß wird und sie über die Moräne kippen oder brechen. Dieser Eisstau sieht aus wie ein riesiges Gebirge aus Eisbergen - unfassbar beeindruckend! (Mehr Bilder) Am nächsten Tag ist Hannes, vielleicht auch aufgrund der 4 Std. Zeitver- schiebung, bereits um 3:00 Uhr morgens wach. Nachdem die Sonne hell vom Himmel scheint, machen wir uns auf, die weitere Gegend zu erkunden - man weiß ja nie wie das Wetter wird und wir wollen die schönen Stunden nutzen. Um diese Zeit sind wir alleine unterwegs - die Stille ist unglaublich, das Meer ist ganz ruhig und die Eisberge spiegeln sich im Wasser. Im Anblick dieser monumentalen Natur fühlen wir uns ganz klein. Wir umrunden Ilulissat und gehen einen Teil des blauen Pfads. Hier geht man entlang eines Holzstegs, um die empfindliche Flora nicht zu verletzen, die ja nur wenige Sommertage hat, um zu wachsen. Überraschenderweise sind doch einige Tiere zu sehen - neben einigen Vogelarten haben wir noch das Glück zweimal Polarfüchse zu erblicken. Nach einer Wanderung von 8 km kommen wir retour ins Hotel. Mit Blick auf die Eisberge genießen wir ein hervorragenden Frühstück. Anschließend legen wir uns satt und glücklich noch 2-3 Stunden schlafen. Gegen Mittag machen wir uns auf Ilulissat zu erkunden - die kleine Stadt mit den bunten Häusern liegt ganz idyllisch am Rande der Diskobucht. Egal wo man sich befindet, von überall sieht man die Eisberge und Eisschollen. Man sollte aber schon gut zu Fuß sein, denn in den 5 Tagen legen wir ca. 35 km, mit ingesamt 1.000 hm zurück. Die Hotels bieten abends „Fine Dining“ an, wobei wir - als verwöhnte Österreicher - vom Abendessen im Hotel nicht begeistert sind und das nicht nur aufgrund des Preises. So trifft man auch andere Hotelgäste in den umliegenden Restaurants/Cafes. Leider zu spät entdecken wir das „Inuit Cafe“, für uns das beste Restaurant in Ilulissat. Ganz OK sind das Cafennguaq und das Cafe Iluliaq - wenig Ambiente, aber das Essen ist in Ordnung. Von Ilulissat aus werden verschiedene Ausflüge angeboten, wie Kajakfahren, Flüge zum Inlandeis, Walsafari, Mitternachtsfahrt durch die Eisberge oder eine Fahrt zum Eqi Glacier. Am Abend ist es dann Zeit für die Mitternachtsfahrt durch die Eisberge - ein absolutes MUSS. Das Meer ist absolut ruhig, das Schiff bewegt sich langsam zwischen den Eisbergen und der Kapitän ist bemüht die besten Positionen für die Fotografen zu finden, was für eine tolle Stimmung - WOW - WOW - WOW! Gegen 00:00 Uhr sind wir zurück im Hotel, wo Hannes noch seine Zeitraffer- aufnahmen startet, bevor er sich schlafen legt. Darin sieht man erst wie wie stark die Meeresströmung die Eisberge bewegt. Am nächsten Morgen geht es zum Eqi Gletscher. Da wir eine Nacht in der Eqi Glacier Lodge verbringen, nehmen wir nur kleines Gepäck mit, der Großteil bleibt im Hotel Icefjord, wo wir anschließend noch 2 Nächte verbringen, bevor es weiter geht nach Island.

Eqi Glacier

Je nach dem ob man einem schnellen Boot und einem größeren, langsamen Schiff zugeteilt wird - man kann es sich nicht aussuchen - dauert die Fahrt zum Eqi Gletscher zwischen 2 und 4 Stunden. Nach 2 Stunden erreichen wir den Eqi Gletscher - die Eisschollen krachen links und rechts ans Boot - wir hoffen, der Kapitän weiß was er tut. In Sichtweite der Gletscherkante genießen wir bei einem Zwischenstopp mitten im Eis ein Picknick, bevor wir zur Anlegestelle der Glacier Lodge gebracht werden. Mit Wanderungen in der Nähe der Lodge, dem Fotografieren von Spornammer, Eisente, Schneeammer, Steinschmätzer und Schneehasen vergeht die Zeit schnell. Nachts fotografiert Hannes den Zeitraffer seines Lebens - die Mitternachtssonne beim Eqi-Glacier. Am darauffolgenden Abend sind wir wieder in Ilulissat. Leider haben wir nur noch einen Tag und wir entscheiden uns den Gelben Pfad zur Gänze zu gehen. Dieses Mal nehmen wir ein Taxi (ja, auch das gibt es in Ilulissat) zum Helikopterlandeplatz und starten von dort, der Endpunkt der Wanderung ist das Hotel Icefiord. Nachdem wir in der Eqi Glacier Lodge bemerkten, dass die Anzahl der Moskitos zunimmt, tauchen diese kleinen, lästigen Tiere nun auch bei unserer Rückkehr nach Ilulissat auf. Ein Moskitonetz, das über den Kopf/Hut gezogen wird, ist da wirklich hilfreich und auch in Island hilft es gegen die kleine, schwarzen Fliegen, die zwar nicht stechen, aber trotzdem echt nervig sind. Bei unserer letzten Wanderung nehmen wir uns viel Zeit, um die Wildnis rund um Ilulissat, die faszinierenden Eisberge und die traumhafte Landschaft nochmals zu bestaunen. Waren wir nun lange genug in Grönland - ABSOLUT NICHT! Von den Eisbergen bekommt man nie genug und die Diskobucht will auch noch erobert werden - daher, es gibt noch genügend Ziele für eine zweite Reise in das Land der Gletscher & Eisberge! Hier geht es weiter nach Island ….